Adiós...

Freitag, 12.12.2014

... denn hier endet meine Reise. Für's erste jedenfalls. Danke für's Lesen, für die vielen netten Kommentare und Mails. Es hat mich sehr gefreut! 

Deutschland hat mich wieder. Und mich gibt's jetzt auch wieder in echt!

 

 

 

 

 

Santiago

Dienstag, 09.12.2014

Chiles Hauptstadt. 33 Grad, die Weihnachtbäume auf der Plaza de Armas passen nicht wirklich und der Mann mit roter Mütze und weißem Bart wirkt wie aus einer anderen Welt. Ich durchquere die Stadt, im Hinterkopf das "Geisterhaus", auf den Spuren der Vergangenheit. Beginn auf der Plaza de Armas mit dem Stadtgründer Valdivia, weiter zum Präsidentenpalast, Ort des Militärputschs von 1973. Durch sämtliche Stadtviertel, Barrios, bis ich schließlich zum Haus des bekanntesten chilenischen Dichters Pablo Neruda komme. Später eine Auszeit im Café, bevor ich mir auf dem Hügel Santa Lucia die Stadt von oben anschaue. Die letzten beiden Tage vergehen wie im Flug und ich atme Südamerika und die Freiheit nochmal in tiefen Zügen ein und genieße jede Sekunde.

 

 

 

Chiloé

Montag, 08.12.2014

Ein Kurzurlaub auf Chiloé der Urlaubsinsel der Chilenen mit Pfahlbauten und bunten Holzkirchen wie aus dem Bilderbuch. Noch ist Nebensaison und wir haben den Pazifikstrand ganz fuer uns alleine. Hier gibt es noch Mythen und Legenden ueber Gnome und Trolle, eher listig und boese. Aber wir bleiben verschont vor boesen Maechten, lassen uns durchpusten vom Sturm und erleben einen Abend mit kitschigen Strandfarben, gelbem Ginster, gruenen Wiesen und blauen Wellen. Ein gelungener Ausklang.

  

 

An Bord der Navimag

Freitag, 05.12.2014

Mit dem Frachter Navimag fahren wir an der langgestreckten Westseite Chiles die patagonische Küste von Puerto Natales durch die Fjorde nach Puerto Montt. Die Reise dauert 3 Tage und gibt einem das Gefühl, in einem zeitlosen Raum unterwegs zu sein. Mit an Bord sind außer der 17-köpfigen Crew einige Touristen, Rinder und kartenspielende Truckfahrer. Ein buntes Potpourri. Wir sind eine nette Truppe aus Deutschen, Kathie und Frank aus Berlin und Suse aus Basel, und am letzten Abend stellen wir zufällig fest, dass wir eine gleiche Freundin haben und schonmal zusammen Doppelkopf gespielt haben. Die Welt ist doch klein!

Begleitet werden wir von Albatrossen, Delphinen und sicher auch ein paar Walen, die wir aber nicht zu sehen bekommen. Und am ersten Tag von einem wunderschoenen Regenbogen, Arco iris. Erstaunlich, wie schnell die Zeit an Bord vergeht. Gespräche in unserer netten Runde und mit anderen Mitreisenden, nach einiger Zeit kennt man die Eigenheiten und weiß, neben wen man sich an Deck gerne stellt und wessen Monologe man lieber meidet. Eine Mischung aus Klassenfahrt, Jugendherbergsaufenthalt und Titanicreise (Unterklasse, unsere Kabine hat kein Fenster). Besuch auf der Brücke des Kapitäns, Essen in zwei Schichten, denn alle auf einmal haben nicht genug Platz, Spielen (Würfeln und am letzten Abend Bingo mit Preisverleihung), Vulkane bestaunen, mit Blick auf die Fjorde meditieren, Vorträge über die Fauna hören, Tierfilme anschauen, Sonnenuntergänge fotografieren und abends heimlich Rotwein trinken, denn offiziell ist Alkohol an Bord verboten. Der Abschnitt auf dem wilden Pazifik, der "Golfo de Penas", ist zum Glück so ruhig, dass keiner seekrank wird. So kommt es, dass wir am Morgen des 5. Dezember über 1000 Kilometer weiter nördlich die Navimag verlassen und wieder festen Boden unter den Füßen haben. 

Meine Südamerika-Reise neigt sich langsam dem Ende zu. In Puerto Montt trennen sich die Wege von Micha und mir. Micha reist weiter nach Frutillar, zum Teatro del Lago. Ich mache mich auf den Weg nach Chiloe, einer vorgelagerten Insel, zusammen mit Susanne, die auch auf der Navimag war. Langsam beginne ich, rueckwaerts zu zaehlen. 

  

 

 

 

 

Advent im Eis

Montag, 01.12.2014

Nationalpark Los Glaciares, Argentinien. Von El Calafate aus besuchen wir das UNESCO-Weltnaturerbe, Durchschnittstemperatur 7,5º Celsius. Zum Glück ist Frühling! Der Gletscher Perito Moreno erwartet uns zunächst mit Sturm und Regenbogen, dann blau scheinend. Man nennt ihn "kalbender Gletscher". Pro Tag schieben sich unter lautem Krachen die Eismassen 2 Meter nach vorne, haushohe Eistürme stürzen in die Tiefe, in den Canal de los Témpanos. Die Eisfront ist 5 Kilometer breit, ca. 60 Meter hoch und 30 Kilometer lang. Man bewundert dieses Spektakel von der Halbinsel Magallanes aus. Rechts und links liegt der größte See Argentiniens, der Lago Argentino. Alle paar Jahre versperren die Massen aus Eis den schmalen Kanal, der die beiden Seeseiten verbindet. Dann staut sich der See im Süden an, bis der Druck auf die Eissperre so groß wird, dass das Wasser die Schranke untertunnelt und dann durchbricht. Eine kaum zu begreifende Naturgewalt. 

Die Geräuschkulisse des Gletschers ist mindestens genauso spannend wie die Optik. Staunend beobachten wir mehrere Stunden die Veränderungen an den Eismassen und fahren sogar mit einem Boot an den Gletscher heran. Trotz der vielen Menschen einzigartig und ein Abstecher, den ich nicht missen möchte.

Abends gibt es in El Calafate zum Abschied aus Argentinien - na was wohl? Ein Eis. Das können sie wirklich, die Argentinier. Geschmack "Calafate".

 

Das "W"

Sonntag, 30.11.2014

W wie wandern, W wie weltvergessen, W wie wunderbar: das alles erlebt man auf dem "W", auf der Trekkingtour mitten durch den Nationalpark Torres del Paine in Suedchile. Die Form ist tatsaechlich ein W, wir gehen von Ost nach West, also spiegelverkehrt, genaugenommen. Unterwegs trifft man auch Hartgesottene, die das O machen. Kein Witz, der folgende Dialog, abends in einem der Refugios, den einfachen aber schoenen Huetten im Park:

"We arrived today from the Gardner-Pass."

"Wow, then you're doing the O?"

"Yes, and you're doing the W from the east?"

 

Torres del Paine. Uebersetzt "himmelblaue Tuerme", wie drei gewaltige Obelisken, die aus dem Nichts als steinerne Wahrzeichen in die Landschaft ragen. Entstanden sind sie durch unterirdische Magmaeruptionen. Fuer Geologen ist der Park ein reinstes Abenteuerlabor. Ich als geologischer Laie sehe allerdings nur schwarze und weiße Gesteinsschichten innerhalb der Gebirgsketten, wie mit dem Lineal waagerecht voneinander abgegrenzt. Die umgebenden Berge sind das Cuernos-Massiv und der hoechste Berg der Paine Grande. Knapp ueber 3000 Meter ragt er schneebedeckt in die Hoehe.

Je nach W-Abschnitt aendert sich die Landschaft und der Blick. Lenga-Wald, rotbluehende Buesche, bunte Blumen, Calafate-Beerenstraeucher. Es ist Fruehling, und das Ende November! Ein Hingucker sind die tuerkisgruenen Gletscherseen, die der Landschaft etwas Unwirkliches verleihen. Schwimmen ist bei 6 Grad undenkbar. Abends trifft man immer wieder bekannte Gesichter, Wanderer, die das W in die gleiche Richtung laufen. Es ergeben sich spannende Gespraeche. Es wird gecampt oder man hat noch ein Bett ergattern koennen. Die Hochsaison beginnt im Dezember. Erstaunlich, wie viele Leute aus der ganzen Welt hier ans Ende des südamerikanischen Kontinents kommen, um einen Buchstaben zu laufen.

Am ersten Tag an den Torres weht es mit 80 km/h. Aufpassen, dass es einen nicht den Abhang runterpustet, es geht tief hinunter. Nach dem letzten einstuendigen steilen Anstieg sehen wir die drei Tuerme. Sie thronen majestaetisch hinter einem gruenen See und man kann sich nicht sattsehen. Zum Glueck ist es abends bis halb elf hell, dadurch hat man tagsueber Zeit fuer ausgiebige Wanderpausen. An Fluessen, deren Wasser man hier bedenkenlos trinken kann, unter Haengebruecken, auf glattpolierten Steinen mit Blick auf den Nordernskjöld, einen der langgestreckten Seen.

Der letzte Abschnitt fuehrt an den Glaciar Grey. Dieser Gletscher ist nur ein Auslaeufer des riesigen suedpatagonischen Eisfeldes. Der Anblick dieser Eismassen, blau leuchtend, und der abgeschwemmten Eisbloecke, raubt einem schier den Atem. Wir fahren mit einem Boot direkt unter den Gletscher, klettern ueber Felsen und haben ihn dann direkt vor uns. Weit und breit keine Menschen außer unserer Gruppe - sechs Besucher und zwei Guides. Noch nicht einmal Tiere verirren sich in diese abgelegene eisige Gegend.

Fast haette ich es vergessen: es gab Kondore. Mehrzahl! Mehrmals! Die korrekte Blogueberschrift muesste also lauten: Ueber die Zuverlaessigkeit der Andenkondore im Torres del Paine. Ich kann die Kondore verstehen. Der Blick ist vermutlich NOCH spektakulaerer als im Colca-Canyon in Peru.

Cuernos-Massiv Fruehling Unter den drei Tuermen  

 

Puerto Natales

Montag, 24.11.2014

Eine lange Busfahrt durch die wunderschoene Kuestenlandschaft Patagoniens fuehrt uns ueber die Grenze nach Chile. Nach kurzem Aufenthalt in Punto Arenas kommen wir abends in Puerto Natales an, einem gemuetlichen kleinen Staedtchen mitten in den Fjorden. Von hier laesst sich tatsaechlich noch mein langgehegter Wunsch realisieren, das "W". Weltweit bei den Trekkingtouren auf den oberen Plaetzen, fuehrt die Tour durch den Nationalpark Torres del Paine. Und wir haben Glueck, wir koennen spontan Unterkuenfte buchen, die sonst wochenlang im Voraus ausgebucht sind.

Also, los gehts!

It's the end of the world

Sonntag, 23.11.2014

Feuerland - suedlichste Spitze Argentiniens. Aus Ushuaia am Beagle-Kanal starten die Eisbrecher in die Antarktis. Zu kalt, entscheide ich spontan, und Pinguine habe ich ja auch schon gesehen. Von hier aus geht es auch in den Nationalpark "Tierra del Fuego", direkt an der chilenisch-argentinischen Grenze. Am suedlichsten Briefkasten ist der Start der Tour: kleines Gruen trifft kleines Rot. Ziel ist die Suedspitze "Bahia Lapataia". Magellangaense verschoenern die ohnehin schon schoene Landschaft aus weißen Bergspitzen, klar-blauem Wasser und saftig-gruenen Wiesen. Das vom Namen her interessanteste Wesen, das wir unterwegs treffen, heißt "Chimangokarakara", gehört zu den Greifvögeln und hat es auf MEIN Sandwich abgesehen. Ich bin aber schneller. Als Strafe muss er fuer ein Foto posieren, was er ganz gut macht, wie ich finde, fast kalenderreif.

Eine zweite Wanderung fuehrt uns auf den nahegelegenen Gletscher "Glaciar martial". Viel Schnee, viel Wind, Belohnung ist ein toller Blick auf den Kanal. Und abends eine riesige Portion Spaghetti im Hostel.

 

 mailbox at the end of the world das Ende der Welt

     Blick vom Gletscher auf Ushuaia

Tango in Buenos Aires

Donnerstag, 20.11.2014

Es scheint fast unmöglich, die Vielfalt von Buenos Aires in Worte zu fassen. Die Stadt ist eine kunterbunte Mischung aus verschiedenen Bezirken, die alle ihren eigenen Charme haben. Unterkunft in San Telmo, dem ehemaligen Arbeiterviertel. Hier gibt es abends Tango im ersten Stock, Parkettboden, live-Musik mit einer phantastischen Band aus vier (!) Bandoneons, Geigen, Cello, Kontrabass,  Klavier und einem Sänger. Die Tangotänzerinnen und -Tänzer meditieren über die Tanzfläche und lassen uns ein authentisches Buenos Aires miterleben.

Tagsüber zu Fuß unterwegs in der Stadt. Die Avenue des 9. Juli ist mit 16 Spuren die breiteste Straße der Welt - das behaupten jedenfalls die portenos, die Einwohner von Buenos Aires. Mehr Großstadt geht nicht. Die vergisst man in einem der vielen Cafés mit Pariser Flair - kaum zu glauben, dass das auch Südamerika ist. Ebenso unglaublich das Teatro Colón. Mit einer Führung schnuppern wir Opernluft, umgeben von Marmorsäulen, Spiegelsälen wie in Versailles, Prunk und Gold.

Gegensätze: in Palermo Viejo erlebt man Berlin-Prenzlauer Berg mit trendigen Bars, Designerläden und besten Restaurants. Und im Hafenviertel Puerto Madero fühlt man sich plötzlich an Hamburg erinnert. Drei Tage sind zu kurz, um alle Details dieser Metropole kennenzulernen. Aber es reicht, um diese Stadt wenigstens im Ansatz zu verstehen - und sie auf die Lieblingsstädteliste recht weit oben einzuordnen.

 

 

Bunte Berge

Dienstag, 18.11.2014

Eine wunderschöne Busfahrt nach Osten. Gesäumt von Wüste (Salz und Sand) und bunten Bergen, die in allen Farbtoenen schimmern. In Salta, Nordagentinien, schnuppern wir ein bisschen Stadtluft und es gibt einen neuen Arbeitgeber ;) - naja, jedenfalls gibt es einen Tierarzt! 

Und schon geht es weiter, voller Erwartung, in die Tangometropole der Welt.