Märchen aus dem Nebelwald

Freitag, 10.10.2014

Im Südosten von Ecuador liegen im Schatten der Anden tiefe wolkenverhangene dichte Urwälder, die Nebelwälder. Auf der Karte nur ein Fleck im Nichts, in Wirklichkeit viel Dschungel und das sagenumwobene Indiandervolk der Shuar. Umgeben von dichtem Regenwald, ihren heiligen reißenden Wasserfällen, Tapiren, den buntesten Schmetterlingen,Tukanen und Papageienvögeln. Eine zufällige Begenung hat uns dorthin geführt. Die Shuar würden vermutlich ihren Gott Arutam dafür verantwortlich machen... 

Zusammen mit einer Deutschen und ihrem ecuadorianischen Freund, die gerade ein Reiseunternehmen in dieses Amazonasgebiet gründen, waren wir drei Tage auf diesem Fleckchen Erde, wo so gut wie keine Touristen unterwegs sind. Gewohnt haben wir auf einer sehr einfachen Finka, drumherum Palmen, Bananenstauden, Kakaopflanzen, Zuckerrohr, zirpende Grillen und der Geist des Nebelwaldes. Die Exkursionen und Wanderungen waren aufregend und brachten mich teilweise an meine Grenzen. Steile Abhänge in tiefem Morast, Felsabhänge und tiefes Dickicht, man setzt einen Fuß und ist gespannt ob es hält. Es hat gehalten, meistens jedenfalls.

Die erste Wanderung führte uns durch den Urwald zu einem roten Wasserfall, dann im Wasser und von Stein zu Stein den Flußlauf nach oben. Die Belohnung: eine kühle Dusche unterm Wasserfall und abschließend eine Schar kreischender Urwaldvögel. Die knallorangenen Andenklippenvögel, auf Englisch "Andean cock of the rock", machen Krach wie eine ganze Schulklasse.Sie ließen sich nur hin und wieder zwischen den dichten Blättern erspähen - verwöhnt von Galapagos, hier brauchte man dagegen wirklich Geduld. Und einen guten Zoom.

Und was gab es noch? Uralte Hängebrücken über rauschende Flüsse, die eigene Herstellung von Zuckerrübensaft mit einer Holzpresse (ich kam mir vor wie ein Arbeitstier), nette Gespräche, Yuka zum Mittagessen, Petroglyphen, das sind in Stein gemeißelte Zeichen unbekannter jahrtausendealter Kulturen - und eine letzte unvergessliche Wanderung zu einem heiligen Wasserfall. Unser Shuar-Guide sprang wie ein Wiesel die steilen Abhänge hinunter und spannte Seile zwischen den Bäumen, damit wir besseren Halt haben, während ich versuchte, im knöcheltiefen Matsch nicht hinzufallen und keinen stacheligen Baumstamm als Notanker zu benutzen. Es war definitiv ein Abenteuer!

Mein Kopf ist noch dran, zum Glück. Früher haben die Shuar die Köpfe ihrer Feinde gejagt und mit mystischen Ritualen an heiligen Wasserfällen die legendären Schrumpfköpfe hergestellt. Das gibt es mittlerweile zum Glück nicht mehr... doch wer weiß, was in den versteckten Urwäldern, dort, wo keine Zivilisation hingelangt, noch an magischen Mythen und Ritualen herrscht?

durch's Dickicht im Dschungel kalte Dusche un ochentanueve Tubing