Machu Picchu - die vergessene Inkastadt

Donnerstag, 23.10.2014

Mythen und Mutmaßungen spinnen sich um die geheimnisvolle Inkastadt Machu Picchu. Bis heute ein archäologisches Rätsel. Umgeben von Tropenwald thront sie auf 2400 Metern mitten in den Anden über dem Valle Sagrado, dem heiligen Tal der Inka. Kein Perureisender lässt sie aus - ich auch nicht. Mit einer dreitägigen Tour nähern wir uns langsam, erst mit dem Auto von Cusco, dann mit einer Mountainbiketour durch die Anden, dann noch 2 Tage zu Fuß. Ein Suchbild ist uebrigens schon von unten zu sehen: die Bergsilhouette ist, senkrecht gedreht, eindeutig ein Inka! Mit jedem Schritt steigt die Spannung und in der Stadt Aquas Calientes im Tal unterhalb von Machu Picchu unterscheidet man nur noch zwischen denen, die schon da waren und auf dem Rückweg sind und denen, die "das Erlebnis des Lebens" noch vor sich haben. 

Ich gebe zu, dass ich erst skeptisch war und nicht ganz sicher, warum ausgerechnet dieser Ort soviel von sich reden macht. Aber: auch mich hat der Machu-Picchu-Zauber gepackt, während wir uns auf den Wegen der Inka langsam heranpirschten. Woran es liegt, ist nur Spekulation, aber ich glaube, es hat viele Ursachen. Machu Picchu wurde 1911 von einem Amerikaner entdeckt, keine spanischen Eroberer konnten es zerstören, sie haben es einfach nicht gefunden. Es liegt fernab von größeren Städten auf einer Hochebene, häufig unter Nebelschwaden. Man kann mit dem Zug hinfahren oder laufen - aber keine Chance mit dem Auto. Es ist umgeben von zwei Gipfeln, die die Stadt "bewachen" und abschirmen. Es ist ein Stück unangetastete Vergangenheit und die bekommt man mit, auch wenn mittlerweile Tausende von Besuchern jeden Tag dort unterwegs sind. 

Wie immer ging es auch diesmal früh los, um halb fünf. Die Brücke öffnet um fünf - zusammen mit vielen anderen Frühaufstehern standen wir, mit Stirnlampen bewaffnet, und warteten auf den Einlass. Die Stimmung unter den Machu-Picchu-Pilgern: eine Mischung aus Start vor einem Marathon und "die Mauer ist offen", 1989. Für den Anstieg brauchte man allerdings eher die Marathon-Kondition. 1600 Stufen, steil bergauf, ohne Frühstück. Oben nochmal Schlange stehen, dann war das heilige Tor geöffnet. Die heilige Aussicht war morgens um 7 allerdings noch wolkenverhangen, und so waren wir zwar außer Atem vom Aufstieg, der Blick verschlug uns aber keineswegs den Atem. Das kam - zum Glück - im Laufe des Tages. Nach einem regnerischen Anfang, während wir mit einem Guide und einer buntgemischten Truppe aus 7 Nationen durch die Stadt marschierten, klarte es immer weiter auf und nachmittags, als die meisten Touristen schon wieder weg waren, schien die Sonne und die Inka-Mauern zeigten sich von ihrer allerschönsten Seite. 

Die Eindrücke kann ich schlecht beschreiben, zauberhaft, phantastisch, märchenhaft trifft es vielleicht am ehesten. Wir hatten das Glück, auch noch den Machu-Picchu-Berg zu erklimmen und die Mauern und umliegenden Terrassen aus der Vogelperspektive zu bestaunen. Zum Abschluss liefen wir, mit die letzten, nochmal vorbei an der Hütte des Verwalters des Grabfelsens, durch das Eingangstor zum heiligen Platz mit dem Tempel der drei Fenster, zum Sonnentempel und zum Tempel des Kondors. Allein diese Namen sind schon so majestätisch. 

So bleibt der 19. Oktober 2014 für mich ein besonderes Datum. Micha hat es als seine Mitte des Lebens ausgerufen und das gleich mehrmals täglich. So gab es auf jeden Fall was zu feiern: die Mitte des (Glücklich) Seins, die Mitte des Lebens oder die Mitte des Inkareiches. Mit Pizza und einem Pisco Sour, wohlverdient nach 14 Stunden Fußmarsch und Staunen. Die Rückfahrt im Zug nach Cusco habe ich anschließend verschlafen. 

waagerecht: Machu Picchu, senkrecht ein Inka zwei sind verzaubert heilige Mauern Machu Picchu Mountain